Bäuerin, Gastgeberin, Vereinsgründungsmitglied
Wenn sich die Enkerl gerade nicht um sie tummeln, ihre Gäste versorgt sind und sich die Tiere im Stall zufrieden am frischen Heu erfreuen, setzt sich Andrea Rieder gerne auf das Bankerl vor dem Haus und genießt die Ruhe. „Bei dem Tempo, das die Welt heute an den Tag legt, tut das manchmal einfach gut.“ Der Bauernhof ist ihr Leben, die Familie das Wichtigste und die Natur das wertvollste Gut. Schon beim Betreten des Hofes geht einem das Herz auf. Hier fühlt man sich sofort wohl und spürt die tiefe Verbundenheit zur Natur und Tradition. Es ist fast so als würde man eine Seite in einem nostalgischen Kinder-Geschichten-Buch aufschlagen:
Der Bauernhof umgeben von Wiesen und Holzzäunen, eingerahmt von Obstbäumen und blühenden Sträuchern; Hühner schreiten gackernd ums Haus während Katze „Muizi“ gemütlich in der Sonne faulenzt. Da tuckert auch schon Andrea‘s Mann Martin auf dem Traktor um die Ecke. „Es gibt immer viel zu tun, und das ist auch gut so“, schmunzelt Andrea und nimmt den kleinen Anton auf den Arm. Wenn ihre (Schwieger)Töchter in der Arbeit sind versorgt sie ihre Enkelkinder. Als Familie muss man zusammenhalten, damit alles rund läuft. „Wir sind füreinander da. Es gibt nämlich nichts Schöneres als mit dem Gedanken einzuschlafen, dass wir alle gesund sind und das Leben leben können. Da gehört auch die Arbeit dazu.“ Als Gastwirtin und Bäuerin fühlt sie sich, wie sie selber sagt, „sauwohl“. Die meisten Leute haben einmal im Jahr Urlaub. Andrea weiß, das ist die wertvollste Zeit des Jahres.
Kochen ist eine Leidenschaft – der Umgang mit gesunden Lebensmitteln eine Freude. „Ich koche gerne, manchmal für die ganze Familie und manchmal auch für unsere Gäste“. Wenn ich die Pfanne mit herrlich flauschigem Kaiserschmarrn auf den Tisch stelle, beginnen nicht nur Kinderaugen zu leuchten. Apropos Pfanne: „Ach herrje, die Erdäpfel“, kaum ausgesprochen fängt sie an, in der Küche zu hantieren, „die muss ich gleich aufstellen, sonst gibt‘s z’Mittag nichts zu essen“, schmunzelt sie. Andrea kocht, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hat. „Im Pinzgau kochen wir nach Gefühl, genauso: eine Handvoll Mehl, Kartoffeln, etwas Salz und ein bisschen Milch (heiß muss sie sein, sonst wird es nicht), den Teig liebevoll kneten – aber ja nicht zu lange – und dann legen wir noch ein Scheit im Ofen nach, damit wir die ideale Temperatur haben…“. Gut, dass Andrea auch Kochkurse gibt. Beim Brot und Krapfen backen, Nidei drehen und „muasn“ – wie die Pinzgauer sagen - gibt sie wertvolle Tipps zum Gelingen der Pinzgauer Schmankerl preis. „Es freut mich, wenn mir die Leute dann erzählen, wie gut das Brot geworden ist und welche Freude sie am Kochen und Backen entdeckt haben.“
Eigentlich bei jedem Gericht kommen frische Kräuter in Andrea’s Kochtopf. „Die Natur ist unser wertvollstes Gut. Deshalb müssen wir alle verantwortungsbewusst mit ihr umgehen.“ Besonders faszinierend findet sie Kräuter und ihre Wirkung – ob als gesunde Würze oder Heilmittel. Schon früher wurden in Hollersbach Kräuter angebaut. In erster Linie dienten diese der Herstellung von pflanzlichen Kosmetikprodukten.
„Als dies eingestellt wurde kam mir die Idee, den Anbau der Kräuter doch weiterzuführen. Ich und ein paar Gleichgesinnte nahmen uns dem Gedanken an, reiften ihn aus und gründeten schließlich den Verein „Hollersbacher Kräutergarten“.
Auf mittlerweile rund 8.000 m² können 500 Pflanzen aus verschiedenen Themenbereichen bestaunt, beschnuppert und gekostet werden. „Die Kraft und Wohltat der Kräuter ist faszinierend.“ Man glaubt gar nicht, was im Pinzgau alles gedeiht. „Wir führen die Besucher durch die Welt der Kräuter und stellen gemeinsam Salben und Kräutersalze her, die sie sich dann mit nach Hause nehmen können. Nicht nur die Gäste schätzen dieses Angebot. „Die Hollersbacher identifizieren sich mit ihrem Kräutergarten“, erzählt Andrea stolz. Vor allem im Sommer ist er für Einheimische und Gäste, für Groß und Klein ein beliebter Ort des Wohlfühlens, der Erholung und des Erlebens – umgeben von herrlichen Düften und leuchtenden Farben – und summender Bienen. „Wer sich schon mal gefragt hat, wie wichtig die Biene für uns Menschen ist – für den ist der Bienenlehrpfad eine tolle Bereicherung“, gibt Andrea ihren Gästen gerne den Tipp. Ohne die Biene sieht die Welt nämlich gleich anders aus… „aber macht euch selber auf Entdeckungs- und Erfahrungsreise…“.
Die Zeit bei Andrea in der Stube vergeht wie im Flug. Bei ihr hat man das Gefühl, daheim zu sein. Der Kräutertee (selbst zubereitet, versteht sich) breitet sich wohltuend in der Magengegend aus. Der kleine Anton sehnt sich mittlerweile nach der vollen Aufmerksamkeit seiner Oma. Was bedeutet Glück? Einen Gang zurückschalten, durchatmen und sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen.