Konditor mit Leib und Seele
Ein Leben wie aus einem Fotobuch: Bunt, ganz viele Momentaufnahmen und zu jedem Bild eine einzigartige Geschichte. Zu seinem 60. Geburtstag wollte er sich ein Fotobuch aus seiner, wie er sagt „eher umfangreichen“ Fotosammlung schenken lassen. Ein Ding der Unmöglichkeit, stellte seine Schwester fest.
Erich Pletzer hat viel erlebt, an den unterschiedlichsten Orten gelebt und die Schule des Lebens auf verschiedenste Weisen erfahren. Sein Leben gleicht den Disziplinen im Skizirkus, den er selber über viele Jahre als Profi-Skifahrer mitgestaltet hat: Rasant, aufregend, souverän.
Familie, Sport, Freiheit – das sind die Lebensmittelpunkte, um die sich beim Mittersiller alles dreht. Die Familie ist das einzige, was bleibt. Alles ist einfach, wenn die Familie zusammenhilft. Davon ist Erich überzeugt: „Das war schon bei meinen Eltern so und ist auch jetzt so.“ Aufgewachsen in relativ einfachen Verhältnissen – von den Eltern viel über die grundlegenden Dinge gelernt. „Grias di – pfiat di, bitte – danke, beim Essen nit schwatzen. Wennst dein Leben danach ausrichst, host scho viel gwonnen.“ Erich war Profi-Skirennläufer.
Nach seiner Ausbildung hat er in diesem Zusammenhang mehrere Jahre in den USA verbracht. „Die Ami haben uns Österreicher geliebt“, lacht er, „wir waren wohlerzogen, lustig und für jeden Spaß zu haben.“ Er erzählt, wie er den Rio Grande „umegschwumma is“ und Bären gejagt hat. Mit seinem Freund „Jungle Jim“ wäre er fast im kanadischen Calgary hängengeblieben… aber das ist eine andere Geschichte
(wie es von Erich so viele gibt).
Wir sind im Jahr 1974, Schauplatz: Kitzbühel. In diesem Jahr, zu seinem 17. Geburtstag, hat er die legendäre Streif im Slalom bezwungen. Im ersten Durchgang wurde er Vierter. Sein langjähriger Sportfreund Hansi, „weißt eh, der Hinterseer“, hat sich das goldene Edelmetall geholt. „I hob eingfadelt, sonst hätt‘ i gwonna“, schmunzelt er.
Als Jugendlicher wurde er immer böse, wenn er etwas „verbockt“ hat. Ein Trainer sagte einmal zu ihm: „Wenn du gewinnen willst, musst du zuerst verlieren können.“ Das hat er sich zu Herzen genommen, diese Aussage hat ihn geprägt. Seiner Meinung nach ist Sport die Lebensschule Nummer Eins. Sportler kommen viel herum, treffen Menschen verschiedenster Kulturen – Hautfarbe und Religion spielen dabei keine Rolle. „Entweder du verstehst dich, oder du verstehst dich nicht – ganz einfach.“ Das ist das Schöne daran, dies sollten die Menschen sich vor allem in der heutigen Zeit viel öfter bewusst machen.
Eine Anekdote will er – aus aktuellem Anlass - noch erzählen, wobei es so vieles gäbe… Es war an einem strahlend sonnigen Tag im März 2020. „Das Cafe hatte geschlossen, aber wir haben Eis zum Mitnehmen verkauft. Viele Leute sind angestanden und wollten ein Pletzer Eis – alle brav mit Abstand, muss ich sagen. Auf einmal kam die Polizei und wir hatten eine Anzeige hängen. Vorwurf: Zu viele Menschen an einem Ort.“ Jeder weiß, worum es da gegangen ist. Dabei ist es laut Erich ganz einfach: „In die frische Luft gehen, Abstand halten und sich Glücksmomente verschaffen. Das hat schon Martin Luther gesagt, vor über 500 Jahren, und der hat zwei Pest-Epidemien überlebt“, meint Erich nachdenklich. Als Mittersiller Geschäftsmann war er in jungen Jahren auch im Tourismus-Ausschuss tätig. „Da homs einmal a Studie gemacht: Warum die Gäste so gerne in den Oberpinzgau kommen. Alle meinten wegen der Lifte, dem Golfplatz und vielen Attraktionen. Weißt was rausgekommen ist: Die Gäste kommen weil d’Leit so freindlich san.“ Was sich Erich wünscht ist, dass die Leute aus den einzelnen Orten noch mehr zusammenhalten. „Wir sind ein Tal, Teil von einem Ganzen.“ Im Pinzgau gibt es so viele schöne Plätze und Möglichkeiten, Glücksmomente zu erleben. „Ich bin schon viel herumgekommen, aber unsere Region ist der 1er-Platz – weltweit.“